Copyright: Dariush Nodehi, alle Rechte vorbehalten, 2000-2002
Mitteilungsblatt der Persischen Gemeinde zu Berlin   2. Jahrgang, Nr.1, März 2002


Prof. Dr. Z. Safa

Nouruz – Der neue Tag

Alle Völker der Welt pflegen ihre alten Traditionen und Bräuche, die ihre Lebensweise und
Weltanschauung sowie ihre religiösen und künstlerischen Vorstellungen und Neigungen verkörpern.
Nouruz gehört zu jenen überlieferten Traditionen der Iraner, die in Verbindung mit anderen kulturellen Elementen den Charakter und die Einstellung dieser Menschen zur Natur widerspiegelt. Vor Tausenden von Jahren pflegten die alten Iraner das Jahr in zwei Jahreszeiten zu teilen. Die eine Jahreshälfte nannten sie „hama“, den Großen Sommer, die andere „zayana“, den Großen Winter. Der Große Sommer nahm seinen Anfang im Frühling und dauerte bis Herbst, während der Große Winter sich über den Herbst bis zum Beginn des Frühlings erstreckte. Jede dieser Jahreszeiten  wurde mit einem besonderen Fest eingeleitet.

Die beiden Feste Nouruz und Mehregan, die noch heute gefeiert werden, sind uns aus dieser Zeit erhalten geblieben. Nach der Gründung der Achämenidendynastie und der Einführung des Awesta-Kalenders erhielten diese Feste über ihren nationalen Charakter hinaus noch religiöse Bedeutung.

Der Awesta-Kalender teilte das Jahr in 12 Monate mit je 30 Tagen. Jedem Tag wurde ein besonderer Name zugeschrieben. Der erste Tag war der Tag des Ahura Mazda, den 16. Tag nannten die Iraner Mehrrooz. Die letzten fünf Tage des Jahres, die man als das Fest der Toten bezeichnete und in besonderem Maße verehrte, nannten die alten Iraner Farwardgan.

Während dieser Tage räumten sie ihre Häuser auf und hielten sie besonders sauber und rein, weil sie  der Überzeugung waren, dass die Seelen ihrer verstorbenen Vorfahren zu diesem Zeitpunkt zu ihnen zurückkommen würden. Diese Tradition hat sich bis in unsere Gegenwart bewahrt. Aus dieser kurzen Beschreibung geht bereits die ursprünglich religiöse Bedeutung des Nouruz hervor. Im Verlauf der Jahrhunderte hat dieses Fest jedoch ständig an nationalem Charakter gewonnen. Besonders heutzutage wird dem Nouruz aufgrund natürlicher und
historischer Gegebenheiten viel Bedeutung und Aufmerksamkeit geschenkt.

Ursprünglich begann das Nouruz-Fest am ersten Tag des Frühlings und dauerte mehrere Tage. Die ersten drei Tage waren ein Volksfest im wahrsten Sinne des Wortes, die restlichen Tage wurden als großer Nouruz am königlichen Hofe gefeiert.

Zu den ältesten Bräuchen des Nouruz-Festes gehört seit Jahrtausenden das Anzünden von mehreren kleinen Lagerfeuern am Vorabend des Nouruz. Dieser Brauch ist noch in unserer Zeit als „Atesh Suri“, das Feuerfest, unter der Bevölkerung sehr beliebt. Eine weitere Tradition war das gegenseitige Besprengen mit Wasser am Morgen des Nouruz; diese Sitte hat sich nun insofern gewandelt, als sich die Menschen gegenseitig mit Rosenwasser besprenkeln.
Das Anbieten von Süßigkeiten sowie das Schenken von Edelmetallen (Gold und Silber) sind weitere Überbleibsel der uralten Traditionen der Iraner.

Ein weiterer Brauch, der hier Erwähnung finden sollte, bestand darin, dass die alten Iraner einige Tage vor dem Beginn des Festes sieben verschiedene Getreidearten  wie Weizen, Gerste, Erbsen, Linsen, Bohnen, Wicke und Hirse in kleine Schalen pflanzten, damit sie rechtzeitig zum Jahreswechsel Blüten trugen.

Sie waren der Meinung, dass die Getreideart, die bis dahin am besten gediehen war, auch im kommenden Jahr Ernte in Hülle und Fülle bringen würde.

Der heutige Brauch, sieben Gegenstände zusammenzustellen, die alle mit dem Buchstaben „S“ beginnen („haft sin“ = sieben S) geht auf diese Sitte zurück.

Die vorstehenden kurzen Ausführungen sollen nur dazu dienen, uns die Geschichte des Nouruz-Festes in Erinnerung zu rufen. �

Möge das Neue Jahr uns allen viel Freude und Gesundheit bescheren! 




Dariush Nodehi
Gratulierend kommt der Ostwind....

Vor langer langer Zeit, Jahrtausende vor Beginn der christlichen Zeitrechnung, konnte “Pars” - das alte Persien - bereits auf eine große Kultur und geschichtliche Traditionen zurückblicken. Nach dem religiösen Glauben der alten Perser, die Anhänger der Lehre Zarathustras waren, ist die Welt in sechs Tagen vom Gott des Guten namens “Ahura Mazda” erschaffen worden. So feierten die Perser sechs Feste im Jahr. Jedes Fest symbolisierte einen Tag der Schöpfung. „Nouruz“ verkörpert in ihrem Glauben den Tag der Schöpfung des
Menschen und des Lichtes sowie den Beginn des Naturkreislaufes. In der Religion der alten Perser wurden die Sonne und das Feuer mit deren Wärme, Ausstrahlung und Energie als heilig verehrt.

Zahlreiche Könige regierten das alte Persien durch die vielen Jahrtausende hindurch, wobei als wichtigste Epoche die Zeit der ersten Perserdynastie der Achämeniden zu nennen wäre. Eine religiöse Aufgabe der Könige war es, dem Volke das Feuer als heiliges Element nahe zu bringen. Der Legende zufolge soll der altpersische König Djamshid seinen Thron am ersten Tag des Frühlings bestiegen haben. Dieser feierliche Tag wurde dann als Jahresbeginn festgelegt.

Am “Tschaharshanbeh Souri”, dem letzten Dienstag des alten Jahres nach iranischem Kalender, erfolgt die erste Begrüßung des neuen Jahres. Dies geschieht bei Sonnenuntergang mit großen Neujahrsfeuern. In den Strassen der Dörfer und Städte werden Reisig und Stroh aufgeschichtet und angezündet und Frauen, Kinder und Männer, jung und alt, springen dann über das Feuer. Während des Springens murmeln sie Sprüche, indem sie das Gelbe - den Inbegriff für alle Krankheiten, alles Traurige und Unangenehme - dem Feuer überlassen und das Rote - das Symbol für neues Leben, Glück und Gesundheit - dem Feuer
entnehmen. Hierbei handelt es sich um ein altes Ritual mit reinigender Wirkung, bei dem die Menschen im Moment des Sprunges alle Unbilden des alten Jahres hinter sich lassen.

Im 7.Jh.n.Ch. besiegten die Araber das alte  Persien. Sie stürzten die geschwächte Dynastie der Sassaniden, unterwarfen das Land und bekehrten die Menschen zum Islam. Die ersten islamischen Kalifen maßen dem Fest keine besondere Bedeutung zu. Mit der Einflussnahme der Perser an den Höfen der Abassiden-Kalifen gewann dieses Fest jedoch aufs Neue an Bedeutung.

“Nouruz” bedeutet Sieg über das Vergangene, die alte Zeit. Trauer, Hass, Krankheit und Elend werden vertrieben und zurückgelassen, was den Menschen ein großes Glücksgefühl vermittelt.  Das Fest “Nouruz” wird vom ersten Frühlingstag an, dem ersten Kalendertag des Jahres, 13 Tage lang gefeiert.

Nach alter Tradition wünschen sich die Menschen in den Familien und im Freundeskreis für das anbrechende Jahr gegenseitig Glück und Gesundheit und hundert Jahre Leben und Erfolg. An diesem Tag besuchen sich die Familien untereinander, es wird gefeiert, getanzt und gelacht. Die Mädchen und Jungen laufen von Nachbar zu Nachbar, wo sie bereits erwartet werden, und bitten um kleine Geschenke, die man
ihnen auch gern gewährt.

Kinder und Jugendliche werden von den Erwachsenen beschenkt, die sie am Nouroos besuchen, um ihre Glückswünsche zu übermitteln. Sie erhalten Süßigkeiten und größere Geschenke, wobei die auch kleineren Kinder zu diesem Anlass großzügig mit Geld bedacht werden.

Am Nouruz kommt aber auch “Amu Nouruz”, das persische Christkind. Es trägt ein rotes Gewand, hat ein schwarz bemaltes Gesicht, beschenkt und beglückwünscht Kinder und Erwachsene gleichermaßen, wobei es Lieder und Gedichte über den Tag des Sieges des Frühlings über den Winter und des Guten über das
Böse vorträgt.

Ebenfalls eine alt überlieferte Tradition ist es, an diesem Tag den “Haftsin” genannten Tisch mit sieben Gegenständen, die mit dem Buchstaben Sin, also “S”, beginnen, zu decken; so sind dann “Somagh” (ein Gewürz), Sir (Knoblauch), Sonbol (Hyazinthen), Serkeh (Essig), Sendjed (Mehlbeeren), Sib (Äpfel) und Samanu (eine Mehlspeise) sowie Brot, Plätzchen, Schokolade und bunte Eier auf jedem Tisch zu finden.

Außerdem befindet sich auf dem “Haftsin” eine kleine Schale mit Reissetzlingen und anderen keimenden Samenkörnern, sowie ein Glasgefäß in dem zwei Goldfische, die symbolischen Verkünder des neuen Jahres, schwimmen. Die rötliche Farbe der Goldfische symbolisiert wieder die Hoffnung auf das Neue und Gute. Die Fische werden nach den Feiertagen zurück in die Freiheit entlassen und das Grün mit den Setzlingen einem Flußbergeben.

Von einem traditionellen “Haftsin” nicht wegzudenken sind auch ein Spiegel, ein Koran (in dessen Seiten Goldmünzen eingelegt sind, die später an die Kinder verschenkt werden) und selbstverständlich ein Diwan von Hafez. Da nun vom namhaften Hafez die Rede ist, zum Abschluss ein Gedicht von ihm:

Gratulierend kam der Ostwind zum alten Weinhändler

Ein neuer Tag ist angebrochen
trinke und sei frohen Sinnes

Die Luft riecht nach Christi Atem
der Wind nach Moschus
grün sind die Bäume
und die Vögel in Aufruhr

Der Tulpenofen wird vom Frühlingswind so geheizt
dass die Knospen in Schweiß ausbrechen
und die Blumen in Eifer

Die Stimme des Gewissens
sagt zu mir am frühen Morgen
traue dem Ohr deiner Vernunft und
begebe dich zum Freudenfest

Gib den Gedanken an Zwietracht auf
um ganz zu sein
denn nach dem Dahinschwinden der Dämonen erscheint der Botenengel

Im Orden der engen Vertrauten
ist kein Platz für nicht Eingeweihte
verdecke den Wein mit deinem Tuch
denn der Fromme ist gekommen

Vom Kloster bricht Hafez zum Weinhaus auf
um sich zu befreien vom Trunkensein
der Frömmigkeit
und der Heuchelei.
 

 Die Persische Gemeinde zu Berlin wünscht allen ein gesegnetes neues Jahr. 






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Mitteilungsblatt der Persischen Gemeinde zu Berlin   1. Jahrgang, Nr. 2, August 2001



 
 

Was ist Kultur?

Wenn man über " Kulturbeziehunhen" sprechen will, sollte man sich zuerst einmal Gedanken darüber machen,: was sind eigentlich "Kulturbeziehungen" Worin besteht denn überhaupt "Kultur" ?

Über die Bedeutung des Terminus "Kultur" gehen die Meinungen heute stark auseinander, wenn dieser difinitiv bestimmt werden soll. Für einige ist Kultur "erlerntes Verhalten", für andere bedeutet sie "eine Abstraktion des Verhaltens".

Steinäxte und Tonwaren stellen für einige Anthropologen Kultur dar, für andere  wiederum können materielle Dinge nicht Kultur bedeuten. Kultur existiert nur im Geist für die einen. Sie besteht aber aus wahrnehmbaren Dingen und Ereignissen in der äußeren Welt für die anderen.

Für einige Anthropologen besteht die Kultur aus Ideen; auf die Frage, woher die Ideen kommen, sind sie jedoch geteilter Meinung. Einige sagen, sie seien im Geist der forschenden Menschen, andere sind der Ansicht, diese Ideen bestehen nur im Geister der Ethnologen. Weiter wird gesagt: "Kultur ist ein psychicher Verteidigungsmechanismus", Kultur besteht aus "n verschiedenen gesellschaftlichen Signalen in Wechselbeziehungen mit m verschiedenen Antworten" oder "Kultur ist ein Rohrschacht einer Gesellschaft" und so weiter, bis zur Konfusion.
Es gab allerdings eine Zeit, in welcher ziemliche Einheit für den Begriff und Gebrauch des Terminus "Kultur" herrschte. Es war während der letzten Jahrzehnte des 19. und in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts, als sich die Mehrheit der Sozialanthropologen zu dem Begriff bekannte, der von E.B. Tylor 1 im Jahre 1871 in den Leitworten von "Primitive Culture" geprägt wurde:  " Kultur....... ist jenes komplexe ganze, das Kenntnisse, Glaubensvorstellungen, Künste, sitten, Recht, Gewohnheiten und jede andere Art von Fähigkeiten und Dauerbeschäftigungen umfaßt, die der Mensch als Mitglied in einer Gesellschaft erwirbt."2

In den letzten Jahren haben sich die Begriffe und Definitionen von Kultur vervielfacht und sehr verändert:
Einer der bevorzugten Auffassungen lautet: " Kultur ist eine Abstraktion. "3 In einer neuen Arbeit definiert F.M. Kessing in Cultural Anthropology Kultur als " die Totalität des erlernten und gesellschaftlich vermittelten Verhaltens." 4

Burkhard sagt in seinen " weltgeschichtlichen Betrachtungen", man verstehe unter Kultur " die gesamtsumme derjenigen Entwicklungen des Geistes, welche spontan geschehen und keine universale Zwangsgeltung haben."



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Mitteilungsblatt der Persischen Gemeinde zu Berlin 1. Jahrgang, Nr. 1, Juni 2001

Warum just zu dieser Zeit eine Persische Gemeinde in Berlin entsteht, hat mehrere Gründe. Mit dem Regierungsumzug nach
Berlin ziehen zunehmend viele Iraner nach Berlin. Auch als Hauptstadt der Republik bekommt Berlin einen
besonderen Rang. Nicht zu vergessen, dass Berlin für die damaligen Perser und heutigen Iraner immer von großer
Bedeutung war. Schon 1914 gründete S.H.Taghi-zadeh den "Verein iranischer Nationalisten" mit der Absicht, mit
deutscher Hilfe den Iran von den von Rußland und England ausgehenden imperialistischen Zwängen zu befreien.
Später kamen weitere berühmte Iraner nach Berlin, auch Kaiserin Soraya stammt ursprünglich aus dieser Stadt.
Heute leben in Berlin knapp 8.000 Iraner, viele von ihnen sind inzwischen selbst Deutsche. Sie sind in alle
Bereichen des öffentlichen Lebens integriert und auch für die zweite und dritte Generation ist der Umgang mit
der deutschen Kultur im weitesten Sinne mittlerweile zur Selbstverständlichkeit geworden. Die Persische
Gemeinde zu Berlin entstand so aus der Notwendigkeit des Zusammenlebens und soll als Anlaufstelle für
diejenigen fungieren, die sich in ihrer Wahlheimat ihre kulturelle Identität bewahren wollen.
Die Persische Gemeinde zu Berlin strebt weiterhin an, auch die jüngere Generation, die mit dem natürlichen
Generationswechsel konfrontiert ist, mit ihren Problemen nicht allein zu lassen und in die Gemeinschaft mit
einzubeziehen. Wir stehen offen für all diejenigen, die sich mit Herz und Verstand, mit Vorschlägen und Taten an der Auffrischung
und Bereicherung ihres ureigensten kulturellen Erbes  beteiligen wollen. Hierbei möchten wir auch aus dem
reichen Erfahrungsschatz der älteren, nicht mehr berufstätigen Generation schöpfen, auf deren Rat und Beistand
keine der nachfolgenden Generationen verzichten kann. Die Persische Gemeinde versteht sich nicht zuletzt als
Partner für diejenigen Deutschen, die mit einem Iraner oder einer Iranerin den Bund fürs Leben eingegangen sind.
Die Pflege und Wahrung kultureller Traditionen und Bräuche, die oftmals den täglichen Alltag mitbestimmen, ist deshalb
ein weiteres erklärtes Ziel der Gemeinde. Dies ist auch für Besuche in einem Land, das gerade wieder auf dem Wege
der touristischen Erschließung ist, von nicht zu unterschätzender Wichtigkeit.
Dies betrifft nicht nur Globetrotter, die sich allen politischen Widrigkeiten zum Trotz auf das "Abenteuer" Persien einzulassen
bereit sind, sondern in gleichem Maße Berufstätige, die Geschäftsverbindungen mit iranischen Partnern pflegen.
Die Kenntnis der Gepflogenheiten des Landes kann Türen öffnen, deren Existenz dem Besucher bis dahin verborgen geblieben war.
Die Persische Gemeinde zu Berlin wünscht sich in diesem Sinne ein reges Gemeindeleben und steht für Anregungen und Anfragen
unter der angegebenen Anschrift jederzeit zur Verfügung.
***






Der Deutsch-Persische Kulturkreis
Als Gegenstück zum Goethe-Institut in Teheran, wenn auch in viel bescheidenerem Rahmen, fungiert nun das Deutsch-Iranische
Kulturzentrum "Kaweh" in Berlin, das sich u.a. den geistigen und kulturellen Gedankenaustausch zur Aufgabe gemacht hat.
Der Name "Kaweh", der - etwa wie Wilhelm Tell in der Schweiz oder der "Schmied vom Kochel" in Bayern - eine legendäre
Gestalt des Irans beim Aufstand der Unterdrückten gegen ihre Unterdrücker verkörpert, wurde bereits von der Berliner Bewegung
der Iraner während des ersten Weltkrieges zum Leitbild der Befreiung von fremder Unterjochung und zur Widerstandsparole
gegen bestimmte Erscheinungen der Regierungsgewalt in der Heimat. In den zwanziger und dreissiger Jahren übten diese Iraner,
darunter klangvolle Namen wie Taghizadeh, Ghaswini, Dehkhoda, Kazemzadeh Iranschahr, Farhad, Djamalzadeh, Arani, u.a., einen
großen politischen und literarischen Einfluss auf das geistige Erwachen ihrer Landsleute aus. Als Sprachrohr und Brücke zu ihrer
Heimat gaben iranische Patrioten unter Taghizadeh (der später bedeutende staatliche Posten im Iran bekleidete) die Zeitschrift
"Kaweh" heraus, die zwischen 1916 und 1922 in Berlin erschien. Das Ende des 1. Weltkrieges und die Niederlage Deutschlands
legte auch die politischen Aktivitäten der Iraner in Berlin lahm. Der Begründer der Zeitschrift verließ Berlin, nachdem er einen
Auftrag der iranischen Regierung erhalten hatte. Die vorerst letzte Ausgabe von "Kaweh" Berlin erschien am 30. März 1922. Einem
kompetenten Urteil zufolge hatte "Kaweh" damals sowohl literarisch als auch politisch die Erneuerungsbestrebungen im Iran mitbestimmt
und bei der Gestaltung der deutsch-iranischen Beziehungen eine bedeutende Rolle gespielt. Im Bewusstsein dieser Tradition ergriff
1963 der ehemalige Oberschuldirektor und Schriftsteller Mohammad Assemi in München die Initiative, um seine geistig-literarisch
interessierten Landsleute im Kaweh-Zentrum zu versammeln. Die Arbeit des Kaweh-Zentrums verband sich von vornherein mit der
Herausgabe einer gleichnamigen Zeitschrift, die zunächst in persischer Sprache, ergänzt durch deutsche und englische Kurzfassungen der
Artikel, aller zwei Monate erschien. Später wurde auf englische Kurzfassungen verzichtet und ein deutscher Sonderteil von ca. 10-15
Seiten wurde dem Inhalt in persischer Sprache beigefügt, der sich auf ca. 70 Seiten belief. Die Resonanz der Zeitschrift war unter iranischen
und deutschen Lesern so gewaltig, dass die kulturelle Arbeitsbasis sich ständig vergrößerte. Genau wie die Berliner Kaweh konnte ihr
Nachfolger in München innerhalb weniger Jahre mehrere wissenschaftliche und kulturelle Forschungswerke in deutscher und
persischer Sprache veröffentlichen. Nach Erweiterung der Räumlichkeiten wurden bald darauf persische Sprachkurse
eingerichtet, die überraschend viele Interessenten anzog. Deutsche und persische Vorträge und Filmvorführungen über das
Leben im Iran ergänzten die Publikationen der "Kaweh". 1966 wurde ein kleine Ausstellung persischer Kunstwerke gezeigt,
wobei zugleich ein Überblick über die geleistete Arbeit vermittelt wurde. Inzwischen sind 85 Jahre seit der ersten Ausgabe von "Kaweh"
vergangen und bis zum heutigen Tag sind seit der Wiederaufnahme der Tätigkeit in München 93 Ausgaben erschienen. Wiederholt wurde
der Zeitschrift aufgrund ihres verdienstvollen Engagements und ihrer literarisch wertvollen Forschungsbeiträge von Institutionen und Kreisen
des In- und Auslands hervorragende Zeugnisse ausgestellt.

IRANIAN, Mitteilungsblatt der Persischen Gemeinde zu Berlin Ausgabe 1, Nr. 1, Juni 2001

"IRANIAN",  ist das Mitteilungsblatt der Persischen Gemeinde zu Berlin
Impressum : Persische Gemeinde zu Berlin, c/o PF: 62 06 60, 10796 Berlin


Persischer Sprachunterricht für Anfänger

Tel. Anmeldung:

030- 3630261

Ort des Unterrichts: Tile-Wardenberg-Str. 10

Monatliche Kursgebühr: DM 80.-





Wie lernt man Persisch?

Versuch einer Antwort von Martina Siefke
Copyright: Martina Siefke, 2000-2001 alle Rechte vorbehalten

Wer kennt es nicht: mit dem Sprachenlernen ist es eine vertrackte Sache, der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach. Dies trifft auf
das Erlernen einer biblisch alten Sprache wie der Persischen genauso zu wie auf jede andere (zeitgeschichtlich jüngere) Sprache auch.
Zunächst wird sich der angehende Schüler um einen Kurs oder einen Privatlehrer bemühen, die ihm quasi ein Forum bieten, sich vom Pauken
des ABC über einfache Sätze bis hin zum wahren "Dialog der Kulturen" zu beweisen, die ihn bisweilen aber auch in seinem Elan bremsen, auf
daß er nicht über das Klassenziel hinausschieße! Spaß beiseite, eine ernstgemeinte Frage sollte man nicht leichtfertig abtun und dem Schüler
etwa raten, nur "Büffeln" bringe das gewünschte Ergebnis. Glaubt man, genügend Neugier und Tatendrang für die Sache mitzubringen, kann man
jederzeit anfangen. Wer mit dem Unterricht beginnt, wird schnell feststellen, daß die ungeheuer kreative Seite des Persischlernens–die Schrift- und
Lautübungen–eine Menge Freude bereiten, besonders in der von Iranern sehr geschätzten Gemeinschaft. So wird man sich von Buchstaben zu
Buchstaben hangeln und schließlich sogar einfache Worte zusammensetzen können, die sich wiederum zu Sätzen formen. Man kann sicher sein, daß
intensive Schreibübungen kleine kalligraphische Kunstwerke entstehen lassen!
Das persisch-arabische Alphabet setzt sich aus 32 Zeichen zusammen, die jeweils in Initial-, Medial- und Finalform vorkommen können, abhängig
davon, ob sie am Anfang, in der Mitte oder am Ende des Wortes auftreten. Dazu schreibt man noch von rechts nach links, ein Buch oder Heft werden
wir also jedesmal um 180° drehen und von hinten aufschlagen müssen! All dies mag für den Europäer zu Beginn etwas verwirrend sein, denn auch
Druckbuchstaben wie bei der lateinischen Schrift gibt es nicht, ganz abgesehen von der gewöhnungsbedürftigen Aussprache einiger Laute,
besonders die der aus dem Kehlkopf heraus gebildeten und deshalb so genannten "Kehlkopflaute", oder Stimmabsätze innerhalb mancher Worte.
Auch hier gilt bei der gesprochenen wie der geschriebenen Sprache, daß die Übung den Meister macht! Hat man sich einen kleinen Wortschatz
erarbeitet, kann man als Besucher bereits die wichtigsten Wendungen des Alltags anbringen und sich so einigermaßen zurechtfinden.
Hier beginnt das eigentliche Lernen – im wirklichen Leben, wenn man mit fremder Zunge signalisiert hat, daß man Interesse an der Sprache und am
Austausch mit den Menschen hat, die sie sprechen. Persische Sprachkenntnisse bei Ausländern werden meiner Erfahrung nach niemals unbeachtet
bleiben oder gleichgültig hingenommen, sondern - im Gegenteil - bei den von Hause aus sehr aufgeschlossenen Iranern immer auf offene Ohren stoßen.
Es empfiehlt sich, stets Notizbuch und Bleistift mit sich zu führen, nicht nur, um den selbsterfahrenen Wortschatz festzuhalten, sondern auch um sich
unbekannte Vokabeln vom jeweiligen Gesprächspartner aufschreiben zu lassen und so später die Möglichkeit zum Nachschlagen zu haben.
Der Anfänger wird sich vor der fremden Sprache wie vor einem großen Mosaik fühlen, dessen Farben sich in dem Masse erweitern lassen,
wie man selbst bereit ist, in sein Spektrum zu investieren.Ist man einmal dem Reiz dieser wunderschönen, lebendigen und blumigen Sprache des Orients
erlegen, wird man sein Leben lang gern ein Lernender bleiben.
"Wer fremde Sprachen nicht kennt,
weiß nichts von seiner eigenen"
J.W. Goethe


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